“Hilfe, mit meinem Kind stimmt etwas nicht und keiner kann uns helfen!” – Diesen Zustand kennen viele Eltern, die im Alltag mit herausforderndem Verhalten wie Aggression, Impulsivität, Hyperaktivität oder Verweigerung zu tun haben.

Wir befinden uns in einem Ist-Zustand, der sich etwa so zusammenfassen lässt: Tausende von diagnostizierten Störungen und Expertenberichte auf der einen Seite, eine Masse von Ratgeberliteratur, Hilflosigkeit bei Eltern und Verzweiflung bei Kindern auf der anderen Seite.

Ich kenne das. Wir waren da. Einmal inklusive allem und mehr! Rausgekommen aus diesem Dschungel sind wir mit einem komplett neuen Verständnis von ‘herausforderndem Verhalten’. – Es ist höchste Zeit, dieses Verständnis mit anderen Eltern zu teilen, denn daraus folgt ein komplett anderer Umgang mit unseren Kindern und uns selbst

Der Ist-Zustand: Von der Analyse zum Plan

Derzeit gehen wir mit ‘schwierigem Verhalten’ von Kindern etwa so um: Wenn es uns überfordert, definieren wir es als ‘Störung’. Dann analysieren wir die Ursache, finden ‘etwas’ und erarbeiten einen Plan, um das Verhalten gezielt verändern zu können. Das funktioniert manchmal. Aber oft nicht. Der Grund ist ganz einfach: Verhalten ist natürlicher Ausdruck der Gedanken- und Gefühlswelt eines Kindes. Jedes Verhalten. Und wenn wir an diesem natürlichen Vorgang herumschrauben wollen, dann beschäftigen wir uns mit dem falschen Material. 

Neu verstehen führt zu neuen Lösungen

Das  neue Verständnis bezüglich Verhalten ist so einfach wie wirkungsvoll: Wir akzeptieren herausforderndes Verhalten als naturgegebene Variation von menschliche Verhalten. Dann wird schnell kar: Verhalten ist nie Betriebsunfall’, sondern vielfältige menschliche Funktionsweise. Natur in Aktion. Human Design. Die Natur kann nicht alles falsch gemacht haben, als sie den Menschen ermöglicht hat, ihrer Gedanken-& Gefühlswelt Ausdruck zu geben.

Die erleichternde Nachricht: Verhalten kann zwar nerven, ist aber grundsätzlich nie falsch oder krank! Der amerikanische Psychiater Bill Pettit drückt das so aus: «Never broken. Nothing lacking.» Egal, wie auffällig Verhalten aus unserer Perspektive ist, es ist «nie etwas kaputt und es ist alles da.

Verhalten ist natürlicher Ausdruck der momentanen Gedanken- Gefühlswelt des Kindes. Live übertragen und zu uns gesendet. Nur unsere Interpretation kann aus Verhalten eine ‘Störung’ machen. 

Verhalten ist deshalb nichts, dass wir analysieren oder verändern oder verstehen müssen. Ausser, wir wollen mehr davon. Ausser wir wollen dem Kind und uns das Gefühl geben, etwas stimme nicht. Ausser wir wollen ein Kind zutiefst verunsichern. Ausser wir wollen uns Fehler vorwerfen. Das führt ins Schilf!

Die Konsequenz ist banal: Herausforderndes Verhalten kann sich verändern, wenn wir uns nicht mehr damit beschäftigen, sondern mit dem, was darunter ist.  

Die guten Ideen und Lösungen, die wir wirklich so dringend benötigen, finden wir, wenn wir wissen, dass das Kind nicht ‘sein Verhalten’ ist, sondern das darunter: Ein vollkommen intaktes Stück Mensch. Dorthin wollen wir schauen.

Schaue darunter. Höre zu. Entdecke Weisheit.

Unter der Oberfläche sind Kinder komplett intakt und glasklar. Sie verfügen über ein gut funktionierendes Navigationssystem, das nie verloren gehen kann. Jedes Kind ist – so wie alle Menschen – Teil einer kreativen Dynamik, die wir mit Worten schwer beschreiben können. Wir können diese Energie nicht benennen, aber fühlen. Jedesmal, wenn wir einen Gedankenblitz haben. Jedesmal, wenn Kinder eine tolle Idee haben. Jedesmal, wenn wir Eltern mit Leichtigkeit eine Antwort finden. Das, was Kinder wirklich sind zeigt sich, wenn ein ‘Verhaltenssturm sich gelegt hat. In den Momenten der Ruhe. Das ist der Zeitpunkt, in dem es sich lohnt zu handeln! 

Die guten Lösungen sind immer einfach

Die Antworten, die wir dann bekommen, sind immer einfach. Manchmal ist es fast zum Lachen: Da-Sein. Zvieri machen. Handyzeit klären. Wissen, was es zu einem Thema zu sagen gibt. Eine Umarmung oder einfach Zuhören… Momente solcher Weisheit haben wir Eltern alle schon hundertfach erlebt aber nicht erkannt als DIE Richtung.

In diesem Sinn: Viel Spass beim ‘schwieriges Verhalten’ vorbeiziehen lassen und darauf vertrauen, dass die Weisheit irgendwann immer durchblitzt und übernimmt. Entweder bei uns oder bei den Kindern.- Viel Spass beim Ausprobieren. 

Über herausforderndes Verhalten, Schulkrisen und andere Themen unterhalten wir uns in der 3 Prinzipien-Elterngruppe, die sich derzeit jeweils am Montag Abend um 20 Uhr auf Zoom trifft. 

Wenn du mehr erfahren möchtest schreibe eine Email an: [email protected]

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Dieser Blog basiert auf meinen eigenen Erfahrungen mit Kindern und dem Verständnis der 3 Prinzipien nach Sydney Banks.

Ein paar Ressourcen zu diesem neuen Verständnis: 

https://thedrspettit.com/about-bill/

Sydney Banks: The missing link

Nicola Farr: Butterflies are our friends (Angststörung)

Helen Minder: Beratung auf Basis der Drei Prinzipien nach Sydney Banks in der Schulischen Heilpädagogik (Masterarbeit)

Michael Neill: The Inside Out Revolution

Jack Pransky: Parenting from the heart.

Mary Schiller: A-ha!: How to solve any problem in record time

Lea Wernli: Weniger Sorgen mehr Spass